Mine Camps sur Agly 2

Kurz hinter einer alten Hausruine befinden sich der Schacht der zweiten Mine. Ein tiefes Loch im Boden ist mit einem Gitter gesichert(Bild 3). Seitlich unter einer Plastikplane stehen diverse Kanister und Eimer(Bild 4). Direkt angrenzend zu den Mauerresten der Ruine befindet sich eine Absenkung, in der ein schmaler Zugang weiter steil abwärts führt(Bild 5).

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Nach 2-3 m geht es in einer schmalen, etwa 10 m tiefen Felsspalte weiter. Die Wand ist glatt, ohne Vorsprünge und es geht ohne Probleme leicht bis auf den Grund der Spalte.

Hier sind zahlreiche Eimer, Gerätschaften zum Abbau, Helme und weitere Ausrüstungsgegenstände zurückgelassen worden. Die eine Seite der Felsspalte endet nach 15 m. Auf der anderen Seite setzt sich die Felsspalte weiter fort. Eine Seilwinde scheint nur noch locker an der Wand zu hängen. Direkt darunter führen die Reste einer Strickleiter weiter in der angrenzenden Spalte hinab (Bild 1).

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Mehrere Elektrokabel hängen herab, die früher(oder gar heute noch)genutzt wurden, um Beleuchtungseinrichtungen mit Strom zu versorgen.

Der Boden der Felsspalte ist schlammig und beim Abstieg in der sich fortsetzenden Felsspalte ist Obacht geboten. Leicht kann die Reise an dieser Stelle zu Ende sein. Doch mit der nötigen Ausrüstung und Klettererfahrung lässt sich auch dieses Hindernis bezwingen. Nach weiteren 20 m, am Fuß der Felswand, geht es dann weiter. Bild 8 zeigt die Aussicht vom ersten Absatz der Spalte nach oben.

Links auf Bild 8, ist oben im Deckenbereich der Spalte, dass mit einem Gitter gesicherte Loch, vor der Hausruine zu erkennen. Auf der gegenüber liegenden Seite der Hausruine befindet sich ein weiterer Schacht. Dieser Schacht führt etwa 10 m tief hinab. Ein weiter führender Stollen ist verschüttet.


"Camps sur Agly" im Sommer 2013 - zurück zur Baustelle an der alten Hausruine. In den vergangenen Jahren waren wir lediglich bis zum ersten Absatz in etwa 10 m Tiefe vorgestoßen. Der Blick hinab in die Felsspalte, die scheinbar endlos weiter hinab führt, ließ Schlimmes ahnen. Die Fixierung für eine weitere Seilbefestigung schien äußerst fragwürdig. Die Steine die ich in die Spalte warf, um Tiefe zu lokalisieren, ließen ebenfalls nicht klar erkennen wie weit es hier hinab geht. Die Steine verschwanden einfach mit dumpfem Gepolter in der Finsternis, ohne ein Aufschlaggeräusch zu erzeugen.

Für die Expedition im Sommer 2013 haben wir 100 m Seillänge am Start. Ein 60 m Seil und zum weiteren Bedarf ein 40 m Seil. Das 2-Mann-Kletterteam ist dasselbe wie letztes Jahr(siehe Camps sur Agly 3).

Die folgende Aktion startet unten am ersten Absatz in 10 m Tiefe. Meine Idee zur weiteren Seilführung läst sich tatsächlich realisieren. Wir haben das 60m Seil oben am Baum, direkt über dem Einstieg angedockt, eine Entlastung mit einem Karabinerhaken hinter dem Einstieg gelegt und die restlichen knapp 50 m des Seils bis an die Kante am ersten Absatz geschafft.
Hier beginnt dann das Kunststück, das Seil so zu befestigen, dass es mit einer weiteren Entlastung möglichst bis auf den Grund der Mine geht. Eine Inspektion der Seilwinde ergibt, dass die Winde noch bis vor kurzem in Betrieb war. Ein neuer Keilriemen ist aufgezogen und anscheinend fehlt nur noch der Generator, der die Winde mit Strom versorgt. Auch eine Sondierung in der Felsspalte ergibt Erstaunliches. Das Equipment, das hier letztes Jahr verstreut herumlag, Eimer, Helme, Meißel etc. ist nun deutlich aufgestockt worden. Eine gewaltige Bohrmaschine mit großen Steinbohrern und zusätzliches Material liegen vor Ort.
Wir entscheiden uns, die weitere Seilführung mit einer zusätzlichen Entlastung direkt an der Befestigung für ein fragiles Strickleiterkonstrukt unterhalb der Seilwinde anzubringen. Die Befestigung für die vergammelte, scheinbar endlos nach unten führende Strickleiter sieht sehr solide aus und entspricht dem Standard der Seilbefestigungen in umliegenden Höhlen wie Font de Dotz oder Bufo Fret.

Durch das wirre Konstrukt verfaulter Strickleitern, das sich unter uns in der Finsternis verliert, gestaltet sich die Seilführung etwas gewöhnungsbedürftig. Nur langsam geht es abwärts. Verschiedentlich verheddert sich das Seil in den Strickleitern und muss immer wieder befreit werden. Auch lose Steine und größere Felsbrocken müssen losgetreten werden, um den Abstieg nicht zu gefährden. Das gepolter der weggetretenen Steine ist infernalisch. Auch Teile der alten Konstruktionen verabschieden sich und krachen in den Abgrund. Äußerste Konzentration ist angesagt. Das hier ist kein normaler Abstieg in ein gewöhnliches Höhlensystem, sondern ähnelt eher dem Abstieg in den Hades.

Über eine 80 Grad Schräge geht es scheinbar endlos immer tiefer hinab. Die Wand ist streckenweise extrem rutschig und bietet wenig Halt. Verschiedene Passagen sind eng und gestatten es nicht, sich mit den Füßen in die Wand zu stemmen. Über Kanten und Überhänge geht es weiter hinab. Wir haben vom ersten Absatz etwa 30 m zurückgelegt. Das Seil fängt auf dieser Länge nach obenhin zu arbeiten und weiter Steine lösen sich oberhalb und krachen an uns vorbei.

Die 80 Grad-Schräge geht nun in die Senkrechte über, Überhänge und Kliffs tauchen auf.
Die Qualität der neben uns führenden Strickleiter nimmt weiter ab. Ganze Segmente von Sprossen fehlen und verfaultes Holz weiterer Konstruktionen müssen weggetreten werden.

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Endlich, nach etwa weiteren 20 m ist das Seilende erreicht. In 60 m Tiefe stehen wir über einem Felsgewirr, das sich ohne Seil leicht beklettern lässt. Der Grund der Felsspalte ist nun erreicht.
Auf rechter Seite führt ein Tunnel weiter. Links geht es noch einmal etwa 2-3 m abwärts in einen weiteren Tunnel. Bis hier unten auf den Grund führen Stromleitungen und weitere Leitungen über deren Zweck wir im Augenblick nur Spekulationen anstellen können. Möglicherweise, handelt es sich hierbei um Spülleitungen für Wasser um die Bohrer zu kühlen. Der folgende Tunnelverlauf ist eindeutig nicht gesprengt, sondert mit Steinbohrer und Meißel vorangetrieben wurden. Ein Einsatz von Sprengmitteln hier unten dürfte sich extrem problematisch gestalten. Abschnitte der beiden Tunnel scheinen älter zu sein und der weitere Vortrieb, wurde vermutlich erst in neuerer Zeit getätigt.
Der Tunnel links startet mit einer Höhe von etwa 1,70 fällt dann schnell zu einem Kriechtunnel ab
und lässt sch über eine kurze Strecke bequem verfolgen. Danach geht es dann auf dem Bauch weiter bis man irgendwann feststeckt.

Der rechte Tunnel scheint die Hauptstrecke zu sein und lässt sich relativ bequem erkunden. Auf Händen und Knien geht es hier über eine längere Strecke weiter. Auf linker Seite tauchen ein Eimer und weitere Utensilien auf. An den Wänden sind nun großflächig blaue kupferhaltige Gesteinseinschlüsse zu erkennen. Etwa 10 m oberhalb haben wir die Kalksteinschicht durchstoßen. Irgendwann geht es in dem Tunnel nicht mehr richtig weiter. Die Decke senkt sich immer weiter ab und der Stollen endet an einem Durchbruch durch den keiner von uns durchpasst.
Weitere Stollen gibt es am Grund der Felsspalte nicht.
Nach einer Pause geht es dann wieder aufwärts. Wir klettern nun abwechselnd versetzt in der Spalte nach oben, um der Gefahr eines weiteten Steinschlags zu entgehen.
Auf halber Höhe entdecken wir dann rechts eine weitere waagerechte Felsspalte, die sich seitwärts von der Hauptroute nach unten fortsetzt. Bei unserem Abstieg haben wir diese Strecke übersehen. Die Spalte ist extrem eng und eine einsame Stromleitung begleitet uns auf weiteren 15 m. Hier geht die waagerechte Spalte dann in die Senkrechte über. Selbst mit meiner Powerlampe lässt dich der Grund der Spalte nicht ausloten. Die Stromleitung endet hier oben. Die Spalte ist maximal 80 cm breit und überall hängen lose Felsbrocken. Ein weiterer Vorstoß an dieser Stelle scheint wenig realistisch. Mann müsste in diesem Fall wohl das herumliegende Equipment vom ersten Absatz hier runterschaffen, um die Spalte zu sichern und gangbar zu machen. Ein gefährliches Unterfangen.

Anschließend geht es bis zum ersten Absatz aufwärts und von dort relativ bequem wieder ans Tageslicht. Als ich mein 60 m Seil aufrollen will, hängt das Seil irgendwo auf den ersten Absatz fest. Ich muss noch mal 10m runter, um das Seil gangbar zu machen und nach oben zu befördern.

Fazit: Wie bereits im oberen Minenkomplex festgestellt, durchqueren die Schachtanlagen von Camps die Kalksteinschicht nach etwa 40 m. Darunter folgt dann eine Gesteinsschicht mit kupferhaltigen Mineralien.
Auch die Aussage eines Archäologen, den ich bei Ausgrabungsarbeiten in der Grotte de L´Arago getroffen habe, bestätigt die Annahme, dass es sich bei den Anlagen von Camps sur Agly um einen alten Minenkomplex handelt, der sich bis in die Römerzeit und möglicherweise darüber hinaus noch weiter zurückverfolgen lässt.
Bei den Fotos aus dem Untergrund von Camps, die erstmals in der "DSM - Die Welt der Schatzsuche Nr.9 - Seite 20-25" abgebildet wurden, handelt es sich um Fälschungen. Die dort gezeigten Tunnel gibt es in Camps eindeutig nicht.
Die Aktivitäten in der Neuzeit dienten wohl kaum der Kupfergewinnung, sondern erfolgten aus einem anderen Grund. Hier darf dann spekuliert werden. Vermutlich geht es hierbei um eine Schatzsuche, wie sie im Umfeld von Rennes le Chateau normal und üblich ist. Allerdings ist der Einsatz in Camps gewaltig und im weiteren Umfeld absolut einmalig.
Von Sektenführern über Gladio bis zu einem ehemaligen französischen Staatspräsidenten darf dann bei Spekulationen natürlich nichts ausgelassen werden. Gesichert und eindeutig belegbar ist bei diesen Spekulationen allerdings bis heute so gut wie nichts. Fest steht einzig, dass hier ein mehrköpfiges Team knapp 20 Jahre am Stück unter härtesten Bedingungen gebuddelt und gewühlt hat. Dann, von einem Tag auf den andern, sind sie abgezogen und haben große Teile ihrer Ausrüstung zurückgelassen.
Anschließend, mehrere Jahre später, bis heute, sind nun neue Teams mir weiterer Ausrüstung sporadisch weiter auf der Suche, wonach auch immer.

Lokalisierung : Peter Ernst
Expeditionsteilnehmer: Peter Ernst - weitere Teilnehmer + Kletterpartner
Weitere Informationen:

auf der DVD "Rennes le Chateau Report 2010...
Das Video zu Camps sur Agly (Part 1-3)


[Fotos & Text: copyright by Peter Ernst]

                     
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